BAI stellt Hedgefonds Fact Sheet vor

FRANKFURT – Das BAI Hedgefonds Fact Sheet soll in kurzer Form einen Überblick über die verschiedenen Hedgefonds-Anlagestrategien vermitteln, die Verbreitung von Hedgefonds-Investments bei deutschen institutionellen Investoren darlegen und erklären, warum Hedgefonds ein wichtiger Portfoliobaustein für institutionelle Investoren sind.
Ab hier folgt die unredigierte Mitteilung des Bundesverbands Alternative Investments (BAI):
Begriffsbestimmung
Der Begriff Hedgefonds leitet sich von Hedgegeschäften (aus dem Englischen „to hedge“, sich absichern) ab. Transaktionen werden hiermit gegen Finanzrisiken abgesichert. Am ehesten lassen sich Hedgefonds über den Einsatz komplexer Strategien definieren und weisen folgende Merkmale auf: Ein Hedgefonds ist ein Investment-Pool oder Anlagevehikel, das in den meisten Rechtsordnungen privat organisiert ist, seine Manager üblicherweise leistungsabhängig vergütet, eine breite Palette öffentlich und privat gehandelter Vermögenswerte zum Teil fremdfinanziert kauft, Leerverkäufe tätigt und im Allgemeinen relativ konzentrierte Positionen hält. Diese Kriterien sind weder erschöpfend noch werden sie von allen Anlagevehikeln, die als Hedgefonds anerkannt sind, erfüllt.
Die Möglichkeit der Hedgefonds-Manager, sowohl auf steigende (long) als auch durch Leerverkäufe auf fallende (short) Kurse setzen zu können und zudem über Hebeleffekte, bedingt durch zusätzliche Fremdkapitalaufnahme die Rendite zu steigern, bietet Investoren zusätzliche Ertragschancen. Hedgefonds unterliegen bezüglich ihrer Anlageinstrumente sowie Anlagepolitik kaum Beschränkungen und können Investoren eine größere Flexibilität als traditionelle Investmentfonds bieten. Hedgefonds-Manager orientieren sich dabei nicht an einem Vergleichsindex, sondern versuchen in allen Marktphasen eine absolute Rendite (Absolute Return) zu erzielen. So können theoretisch in jedem wirtschaftlichen Umfeld Gewinne erzielt werden und Vermögensverluste in entsprechenden Marktphasen reduziert werden. Deshalb können Hedgefonds in klassischen Aktien- und Anleiheportfolios eines institutionellen Anlegers trotz möglicher zusätzlicher Kontrahenten- und Marktrisiken positive Diversifikationseffekte beisteuern und das Gesamtrisiko des Portfolios senken.
Wie lassen sich Hedgefonds kategorisieren?
Letztlich investieren Hedgefonds vorwiegend in traditionelle Assetklassen (wie Aktien und Anleihen), bedienen sich jedoch alternativer Strategien:
Macro Strategies:
Ziel ist es, gesamtwirtschaftliche Veränderungen in den globalen Volkswirtschaften zu antizipieren. Zu nennen sind hier beispielsweise Zinsänderungsrisiken mit Auswirkungen auf Währungs-, Aktien-, Anleihe- und Rohstoffmärkte. Macro-Strategies-Hedgefonds sind in allen wichtigen Assetklassen und Märkten investiert.
Managed Futures Funds/CTAs:
Ein Managed Futures-Fonds lässt sein Anlagevermögen von Commodity Trading Advisors (CTAs) verwalten, deren Beratung sich direkt oder indirekt auf den Terminhandel bezieht. Dies beinhaltet den Kauf und Verkauf von Futures oder Futures-Optionen. Managed Futures bieten das Potenzial, die Portfoliovolatilität zu reduzieren. Obwohl als Commodity Trading Advisors bezeichnet, investieren die meisten verwalteten Managed-Futures-Fonds in der Regel den Großteil des verwalteten Vermögens in Aktien(index)-, Anleihe-, Zins- und Währungsderivate.
Equity Strategies:
Bei der Equity-Strategie kauft und verkauft der Hedgefonds-Manager Aktien und/oder derivative Finanzinstrumente mit Aktien als Basiswert. Ziel ist es, von direktionalen Kursänderungen (positiv oder negativ) zu profitieren.
Event Driven Strategies:
Event-Driven-Strategien zielen insbesondere darauf ab, Ineffizienzen bei der Preisgestaltung vor oder nach besonderen Unternehmensereignissen (z. B. Fusionen, Übernahmen oder Notlagen) auszunutzen.
Relative Value Strategies:
Mit Relative-Value-Strategien können Gewinne generiert werden, indem Preisdifferenzen (Spreads) zwischen zwei eng verwandten Wertpapieren mittels Arbitrage (Ausnutzung von Preisungleichgewichten) in örtlicher oder zeitlicher Dimension ausgenutzt werden.
Multi Strategy:
Multi-Strategy-Hedgefonds kombinieren verschiedene der genannten Hedgefonds-Strategien.
Liquid Alternatives:
Die OGAW-Struktur von Liquid Alternatives bietet Anlegern im Vergleich zu klassischen Hedgefonds eine höhere Liquidität, strengere Aufsicht durch Regulierungsbehörden und eine verbesserte Transparenz. OGAW-Fondsmanagern ist die Kreditaufnahme nur begrenzt erlaubt. Die OGAW-Richtlinie verbietet zudem direkte Leerverkäufe. Liquid-Alternatives-Fondsmanager replizieren Hedgefonds-Strategien in der Regel synthetisch über Derivate.
Welche institutionellen Investoren investieren in Hedgefonds und warum?
Zu den weltweit größten Investoren in Hedgefonds zählen öffentliche sowie private Pensionsfonds, Staatsfonds, Stiftungen und Versicherer. Auch Vermögensverwalter und Family Offices nutzen Hedgefonds als Beimischung in ihren Portfolios, häufig mit risikoaffineren Strategien und dementsprechend höheren Renditeerwartungen.
Zweck der Aufnahme von Hedgefonds in ein Anlageportfolio ist, Zugang zu Ertragsströmen zu erhalten, die sich von denen klassischer Investmentfonds unterscheiden. Hedgefonds zeichnen sich mehrheitlich durch ihr im Vergleich zu Aktien- und anderen traditionellen Investmentfonds geringeres Volatilitätsniveau aus. Trotzdem kann innerhalb der oben dargestellten Strategien die Streuung der Renditen erheblich sein, sodass ein diversifiziertes Portfolio unterschiedlicher Hedgefonds-Strategien zur Risikoreduzierung von Vorteil ist.
Zudem ist die Korrelation zu traditionellen Anlagevehikeln in der Regel gering. Als aktuelles Beispiel dient die „Corona-Krise“: Während Aktienindizes im Frühjahr 2020 weltweit einbrechen, zeigen Hedgefondsindizes die beste Performance relativ zum Aktienmarkt seit Februar 2009 auf.
Welche Rolle spielen Hedgefonds in Deutschland?
Erst mit dem Investmentmodernisierungsgesetz, das am 1. Januar 2004 in Kraft trat, wurde die Auflage von sogenannten „Sondervermögen mit zusätzlichen Risiken (Hedgefonds)“ als reguliertes Investmentvermögen in Deutschland möglich. Seit dem 22. Juli 2013 unterliegen in Deutschland aufgelegte und vertriebene Hedgefonds dem Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) und fallen unter die Aufsicht der BaFin. Demnach sind Hedgefonds allgemeine offene inländische Spezial-AIF (Alternative Investmentfonds). Anteile an Hedgefonds dürfen nur von professionellen oder semi-professionellen Anlegern erworben werden.
Deutschland ist im internationalen Vergleich ein eher untergeordneter Hedgefonds-Standort. Stattdessen sind deutsche Investoren überwiegend in Hedgefonds ausländischer Provenienz investiert. Dazu gehören nach AIFM- Richtlinie regulierte Hedgefonds aus der EU und Drittländern sowie Hedgefonds aus Offshore-Standorten wie beispielsweise den Cayman Islands.
Weitere Informationen zum BAI Hedgefonds Fact Sheet