Aviva Investors: Anleger könnten über Italiens Haushalt entscheiden

  • Geoffroy Lenoir
  • Aviva Investors

FRANKFURT — Bis zum 13. November muss Italien seinen Haushaltsentwurf überarbeiten. Dabei werde die Anlegerstimmung einen größeren Einfluss auf die Regierung ausüben als Brüssel, so Geoffroy Lenoir von Aviva Investors. Ein Vertrauensentzug der Anleger und ein Anstieg der Renditen auf über vier Prozent könnte die politische Stimmung ändern.


Ab hier folgt die unredigierte Mitteilung des Emittenten:

Italiens Regierung muss am 13. November dieses Jahres der EU einen überarbeiteten Haushaltsentwurf vorlegen. Geoffroy Lenoir und Stewart Robertson von Aviva Investors kommentieren die Diskussion um Italiens Budgetplan im Vorfeld dieser Frist.

Geoffroy Lenoir, Head of Euro Sovereign Rates bei Aviva Investors, sagt:

„Die Anlegerstimmung wird letztendlich einen stärkeren Einfluss auf die italienische Regierung haben als Brüssel. Ein anhaltender Renditeanstieg auf über vier Prozent und ein Vertrauensverlust der Anleger ist eine Entwicklung, die die politische Stimmung verändern könnte. In diesem Szenario könnte die italienische Wirtschaft in eine heftige Talfahrt geraten, da höhere Finanzierungskosten das Staatsdefizit und die Schuldenlast des Landes erhöhen würden.

Zunehmende Ängste vor Verschuldung haben zu Spekulationen geführt, dass Italien seinen Investment-Grade-Status bei den großen Ratingagenturen verlieren könnte. Das ist aber unwahrscheinlich - zumindest kurzfristig betrachtet.

Die Ratingagenturen werden sich damit befassen, wie sich der Haushaltsplan mittel- bis langfristig auf Italiens Perspektiven auswirken dürfte. Und es wird einige Zeit dauern, bis diese Auswirkungen deutlich werden. Eine Herabstufung auf Sub-Investment-Grade würde dazu führen, dass Italien bestimmte Referenzwerte nicht mehr erreicht. Fragen zu Finanzierung und Liquidität kommen auf. Angesichts der Größe der italienischen Wirtschaft und ihrer Verschuldung hätte dies enorme Folgen für die Eurozone und die Weltwirtschaft. Eine Herabstufung sollte daher nicht auf die leichte Schulter genommen werden.“

Stewart Robertson, Senior Economist bei Aviva Investors, sagt:

„Die teuren Wahlversprechen der italienischen Regierungskoalition sind in der EU mit Blick auf die üblichen Verträge zur Haushaltsdisziplin auf starke Kritik gestoßen. Die Finanzmärkte sind verständlicherweise besorgt, dass das Ergebnis chaotisch ausfallen könnte, und die jüngsten Nachrichten aus Brüssel verstärken dieses Gefühl. Beide italienischen Koalitionsparteien stehen vielen Aspekten der EU seit langem sehr kritisch gegenüber. Sie haben während ihres Wahlkampfes Investitionszusagen gemacht, die Italien bei einer Umsetzung auf einen Weg weit abseits des EU-Stabilitätspakts führen würden.“

Zurückzum Seitenanfang