Aussichten auf die Jahresendrallye trüben sich ein

  • Dr. Eduard Baitinger
  • FERI Gruppe

FRANKFURT – Nach fast zwei Jahren Pandemie werden die Finanzmärkte erneut von Corona-Ängsten eingeholt, vor allem wegen der Virus-Variante Omikron. Vor diesem Hintergrund empfiehlt FERI-Manager Dr. Eduard Baitinger professionellen Anlegern, die ihr Portfolio gegen Corona-Risiken absichern wollen, den US-Aktienanteil relativ aufzustocken.


Ab hier folgt die unredigierte Analyse von Dr. Eduard Baitinger, Head of Asset Allocation in der FERI Gruppe:

„Die Finanzmärkte wägen derzeit noch ab, ob die neue Virus-Variante tatsächlich das Potenzial besitzt, in den Industrieländern neue Lockdowns und dadurch eine erhebliche wirtschaftliche Lähmung auszulösen, oder ob sich diese Sorge als unbegründet erweist. Im Ergebnis hat diese Unsicherheit in den vergangenen Wochen zu hoher Volatilität geführt. Wie so oft liegt die Wahrheit wahrscheinlich in der Mitte: Da das demografische Profil in den Industrieländern deutlich älter ist als in Südafrika, können die dortigen Erkenntnisse nicht ohne weiteres übertragen werden. Zudem herrschen in vielen Industrieländern immer noch signifikante Impflücken. Daher dürfte das weitere Pandemiegeschehen den wirtschaftlichen Ausblick auf das Jahr 2022 zumindest moderat eintrüben.

Die Performancemuster der vergangenen Wochen haben jedenfalls gezeigt, dass die US-Börsen bei steigenden Corona-Risiken besser abschneiden als der Rest der Welt. Zum einen ist der Aktienmarkt in den USA insgesamt defensiver ausgerichtet als die konjunktursensitiven Regionen Europa und Japan. Zum anderen sind in den maßgeblichen US-Indizes Unternehmen aus dem Technologiesektor, die zu den Corona-Gewinnern zählen, deutlich höher gewichtet als im internationalen Vergleich. Vor diesem Hintergrund empfiehlt sich für professionelle Anleger, die ihr Portfolio gegen mögliche neue Corona-Risiken absichern wollen, den US-Aktienanteil relativ aufzustocken.

FED zieht die Zügel an

Ebenfalls belastend wirkte zuletzt die Geldpolitik der US-amerikanischen Notenbank. Die FED ist angesichts des erneut zunehmenden Inflationsdrucks zu einer weiteren, außerplanmäßigen Straffung ihrer Maßnahmen gezwungen. Nachdem sie erst Anfang November offiziell eine Straffung ihrer Anleihenkäufe verkündet hatte, deutet nun alles darauf hin, dass dieser Kurs jetzt noch einmal deutlich verschärft werden soll.

Zudem gehen die Märkte mittlerweile von mindestens zwei Leitzinsanhebungen 2022 aus, wobei immer mehr Marktteilnehmer auch drei Zinsschritte für realistisch halten. Vor diesem Hintergrund sinkt die Wahrscheinlichkeit für neue Aktienhochs und somit eine nachhaltige Jahresendrallye. Da der inflationäre Druck auch über den Jahreswechsel hinaus fortbestehen wird, sind weitere geldpolitische Störfeuer Anfang 2022 zu erwarten.

Allerdings darf nicht vergessen werden, dass der monetäre Straffungszyklus noch am Anfang steht. Es ist daher damit zu rechnen, dass die Geldpolitik auch 2022 grundsätzlich expansiv bleibt und damit vorerst kein echter Bärenmarkt an den globalen Börsen droht.“

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