AT1-Markt – Die sieben Säulen der Weisheit

- Filippo Alloatti
- Federated Hermes
FRANKFURT – „Nach dem Zusammenbruch der Credit Suisse, der die Schweizer Behörden dazu veranlasste, AT1-Anleihen im Wert von 17 Milliarden US-Dollar zu annullieren, diskutiert die Europäische Bankenaufsicht zurzeit darüber, wie das Interesse der Anleger am AT1-Markt wieder gesteigert werden kann“, sagt Filippo Alloatti von Federated Hermes und gibt eine Einschätzung zum Markt.
Ab hier folgt der Marktkommentar von Filippo Alloatti, Head of Financials – Credits bei Federated Hermes Limited:
„AT1-Anleihen sollten innerhalb der allgemeinen Eigenkapitalkosten von zehn Prozent für börsennotierte europäische (und britische) Banken gehandelt werden. Generell spielt die Anlageklasse aus den folgenden sieben Gründen eine wichtige Rolle:
Größe
Der AT1-Markt ist mit einem ausstehenden Volumen von mehr als 245 Milliarden US-Dollar für das Kapital der Banken von großer Bedeutung. Ein funktionierender AT1-Markt spielt daher eine wichtige Rolle bei der Preisbildung für andere (viel größere) Bankverbindlichkeiten, wie etwa vorrangige Anleihen.
Unbeabsichtigte Folgen
Ohne AT1 müssten die Banken mehr Kernkapital (CET1) vorhalten, was ihre Kreditvergabekapazität einschränken würde, was insbesondere für das bankenorientierte Europa nachteilig wäre, und ihre erwartete Eigenkapitalrendite (ROE) verringern würde.
Regulatorische Unterstützung
Die Aufsichtsbehörden haben die Anlageklasse in schwierigen Zeiten unterstützt (beispielsweise Ölpreisverfall im Januar 2015, Covid im März 2020 und im ersten Quartal 2023 nach dem Credit Suisse-Ereignis). Wenn die Aufsichtsbehörden eine Wiederbelebung der Anlageklasse nach dem Zusammenbruch wollen, dann sind mehr Sicherheit und festverzinsliche Eigenschaften erforderlich.
Zinsen
Die Zinsen haben ihren Höchststand erreicht oder sind nicht mehr weit davon entfernt. Dies sollte die gedrückten Bargeldpreise stützen.
Angebot
Seit dem Zusammenbruch der Credit Suisse gibt es kein Angebot mehr. Die Banken haben überhöhte CET1-Quoten, und die meisten 2023-Calls sind vorfinanziert.
Fundamentaldaten
Starkes Q1-Ergebnis; Vorteile der normalisierten Zinssätze (höherer Nettozinsertrag NII), hohe Kapitalausstattung, stabile Finanzierung und stabile Aussichten für die Qualität der Aktiva. Deutlich verbesserte Offenlegung (Einlagen, Gewerbeimmobilien, etc.).
Preisfestsetzung
Nur etwa zehn Prozent des Marktes werden beim ersten Aufruf gehandelt. Aus historischer Sicht ist dies zu streng, da der Markt schließlich zwischen den Emittenten unterscheiden wird.“