„Anziehende Volatilitätsprämien wirken positiv“

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  • Steffen Kern (li.)
  • Axel Gauß

FRANKFURT – Der Athena UI Fonds ist einer der Gewinner der infolge der Corona-Krise stark angestiegenen Volatilität an den Märkten. Im Hedgework-Interview erklären Steffen Kern und Axel Gauß, die bei der Conservative Concept Portfolio Management AG für die Athena-Strategie verantwortlich sind, ihr Vorgehen und die weiteren Perspektiven.

HEDGEWORK: Herr Kern, Herr Gauss, Sie betreuen den Athena UI Fonds, einen Liquid Alternatives Fonds. Können Sie zunächst kurz die Anlagestrategie des Fonds beschreiben?

CCPM AG: Wir setzen im Athena-Fonds auf der Long- und auf der Short-Seite systematisch und monatlich wiederkehrend kurzlaufende Indexoptionen ein, um einen Gewinnkorridor unterhalb des aktuellen Marktlevels aufzubauen, der dann von Aktienmarktkorrekturen nachhaltig profitieren kann. Hierbei fokussieren wir uns auf den S&P 500 und den EuroStoxx 50 Index als gehandelte Märkte. Und wir implementieren die Positionen schrittweise, damit wir flexibel auf Markt- und Volatilitätsveränderungen reagieren können.

HEDGEWORK: Der Fonds glänzt durch eine sehr gute Performance im laufenden Jahr – trotz Corona. Wie lässt sich das erklären?

CCPM AG: Generell führt eine höhere Marktschwankung zu verbesserten Ertragsverhältnissen von Athena. Die anziehenden Volatilitätsprämien wirken zudem positiv auf die zuvor erwähnte Korridorbreite, die eingesetzte Prämie und das Verhältnis von gekauften zu verkauften Optionen. Die Portfoliokonstruktion wurde auch während der Corona-Krise unverändert schrittweise umgesetzt. Durch die deutlich anziehenden Volatilitätsprämien Ende Februar konnte der Korridor im Verlauf deutlich ausgeweitet werden. Entsprechend nutzten wir die Konstellation Anfang März mit einem VIX-Index von größer 50 dazu, um einen rund 30 Prozent breiten Korridor mit Blick auf zwei Wochen zu implementieren. Dadurch konnten wir die Positionierung auch in der Marktverwerfung im März halten und ähnlich wie in vorangegangenen negativen Marktphasen deutlich profitieren.

HEDGEWORK: Demgegenüber weist der Fonds von Anfang 2016 bis Ende 2017 eine fallende Tendenz auf – weshalb das?

CCPM AG: Wenn die gehandelten Märkte S&P 500 und EuroStoxx 50 wie in der Phase 2016 bis 2017 ohne nennenswerte Trendkorrektur steigen, kann Athena seine Stärken nicht ausspielen. Folglich geht die monatlich aufgewendete Prämie, die für die Korridorkonstruktion genutzt wird, verloren. Man kann das am besten mit einer Art Versicherungsprämie vergleichen, die auch in Jahren ohne Schadensfall – in unserem Fall den ausbleibenden Marktkorrekturen – bezahlt wurde. Im Portfoliokontext überkompensieren in solchen Phasen andere Assetklassen die relativ geringen Kosten der „Versicherung“.

HEDGEWORK: Der Fonds ist immerhin schon 12 Jahre alt und hat in dieser Zeit eine durchschnittliche Performance von nur 0,83 Prozent im Jahr gebracht. Gibt es einen Ansatz, dieses Ergebnis aufzupeppen?

CCPM AG: Wenn man sich den Aktienmarktverlauf in dieser Zeit ansieht, war das überwiegend nicht das optimale Umfeld für eine Strategie, die systematisch von realisierter Volatilität profitiert. Die letzten 11 Jahre stellen einen der markantesten und von 2012 bis 2017 schwankungsärmsten Bullenmärkte der Geschichte dar.

HEDGEWORK: Hätten Sie, im Nachhinein betrachtet, die Strategie anpassen müssen?

CCPM AG: Die negative Korrelation gegenüber den gehandelten Aktienmärkten zeichnet den Fonds aus. Denn immer dann, wenn die Aktienmärkte doch temporär Schwäche gezeigt haben, konnten wir einen positiven Beitrag leisten. Mit einer negativ korrelierten Strategie hier ein insgesamt immer noch positives Ergebnis zu erzielen, ist ein durchaus zufriedenstellendes Resultat. Denn lediglich wenige temporäre Marktkorrekturen pro Jahr genügen dem Fonds, um einen absolut positiven Performancebeitrag zu liefern. Dieses Fondsprofil stellt sozusagen den Markenkern dar und soll deshalb auch nicht verwässert werden. Man könnte also sagen, der Leistungsnachweis für die letzten Jahre liegt nicht allein in der absoluten Performance, sondern vielmehr in den Korrelations- und Diversifikationseigenschaften des Fonds.
Nichtsdestotrotz hat sich die Athena-Strategie natürlich in den letzten Jahren weiterentwickelt und angepasst. Wir haben im Laufe der Zeit unser Profil dahingehend geschärft, unabhängiger von der Größe oder dem Zeitpunkt einer Marktkorrektur zu profitieren. Das haben wir hauptsächlich durch die Hinzunahme weiterer Optionslaufzeiten erreicht. Es wurde eine Verstetigung des beschriebenen Korridors umgesetzt, ohne den Prämieneinsatz zu erhöhen. Entsprechend können auch in kleineren Marktkorrekturen Gewinne realisiert werden. Wichtig ist lediglich, dass der Markt eine gewisse Marktschwankung aufweist. Das war in den letzten Jahren allerdings nicht immer der Fall.

HEDGEWORK: Ist das relativ gute Abschneiden im laufenden Jahr der erste Beleg für günstigere Marktverhältnisse?

CCPM AG: Neben dem allgemein höheren Volatilitäts- und Schwankungsniveau, das für Athena positiv ist, zeigt sich insbesondere in diesem Jahr, dass es richtig war, das konsistent negativ korrelierte Profil des Fonds beizubehalten. Dennoch hat die Hinzunahme der weiteren Optionslaufzeiten beispielsweise dazu geführt, dass auch in netto steigenden Aktienmarktmonaten, wie April und Mai 2020, der Fonds profitieren kann, da entsprechend auch in kleineren Marktkorrekturen Gewinne realisiert werden können. Das erste Halbjahr 2020 mit starken Kursbewegungen in beide Richtungen, aber auch das vierte Quartal 2018, sehen wir hier als positiv bestandenen Test für die vorgenommenen Weiterentwicklungen, was auch zu deutlichen Zuflüssen in die Strategie geführt hat.

HEDGEWORK: Mit welcher Marktentwicklung rechnen Sie also im weiteren Verlauf des Jahres?

CCPM AG: Wir erwarten aufgrund der noch nicht vollständig absehbaren langfristigen Auswirkungen auf die Realwirtschaft ein nach wie vor erhöhtes Volatilitätsniveau. Wir rechnen nicht damit, dass sich Risikoprämien unmittelbar wieder auf ihre ultratiefen Niveaus zurückbewegen werden.

HEDGEWORK: Wie werden Sie Ihr Portfolio darauf einstellen?

CCPM AG: Unser Investmentprozess ist generell prognosefrei, was die längerfristige Marktentwicklung angeht. Im aktuellen Umfeld können wir unsere Korridore breit und mit geringem Prämienaufwand aufbauen, was natürlich hilfreich ist, eine große Bandbreite möglicher Marktentwicklungen abzudecken. Für Athena ist es aber ohnehin weniger relevant, wie die offenen Fragen bezüglich einer zweiten Corona-Welle oder der Entwicklung der Weltwirtschaft beantwortet werden. Wir profitieren, solange diese Fragen im Raum stehen und dadurch das erhöhte Schwankungsverhalten der Märkte Bestand hat.

Die Conservative Concept Portfolio Management AG wurde 1991 gegründet und versteht sich heute als Anbieter von Liquid-Alternative Produkten. Dabei fokussiert sich die CCPM AG mit 11 Mitarbeitern in Frankfurt/ Main auf alternative Lösungen in Publikums- und Spezialfondsmandaten. Aktuell verwaltet das Team um die Portfolio Manager Steffen Kern und Axel Gauss, CAIA, über 555 Millionen Euro in der Athena Strategie.

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