Aktienselektion in Zeiten hoher Inflation und politischer Unsicherheiten

- Tilo Wannow
- ODDO BHF
FRANKFURT – Der Einmarsch Russlands in die Ukraine, die darauffolgenden Sanktionen und kriegsbedingte Produktionsausfälle dominieren aktuell die Rohstoff- und Finanzmärkte. ODDO BHF-Manager Tilo Wannow erklärt, wo er Unternehmen findet, die auch in widrigen Wirtschaftsphasen Gewinne steigern und damit die Basis für Kursgewinne bilden können.
Ab hier folgt die unredigierte Mitteilung der Gesellschaft:
Steigende Energie- und Inputkosten stellen Wannow zufolge für jedes Unternehmen eine Herausforderung dar und belasten die Gewinnaussichten. „Am geringsten ist die Belastung für Unternehmen mit einer hohen Bruttogewinnmarge, denn hier ist der negative Hebel auf den Bruttogewinn bei steigenden Produktkosten am niedrigsten. Unternehmen können zum Ausgleich jedoch die Preise ihrerseits anheben, bei hohen Gewinnmargen und hoher Preissetzungsmacht reicht eine vergleichsweise moderate Preisanpassung, um den Effekt der gestiegenen Kosten wieder wettzumachen.“
In Zeiten hoher Inflation zahle es sich daher aus, auf profitable Unternehmen mit möglichst einzigartigen, auch in der Krise nachgefragten Produkten zu setzen. Gleiches gelte für digitale Geschäftsmodelle oder Beratungsunternehmen – zumindest so lange die Lohnkosten nicht genau so stark steigen wie die Rohstoffpreise.
Daneben favorisiert Wannow Unternehmen aus dem Pharma- und Medizintechniksektor, defensive Konsumgüter und defensive Software-Unternehmen. Im wirtschaftlichen Abschwung oder gar einer Rezession sollten Anbieter von absolut notwendigen täglichen Produkten und Dienstleistungen nur gering betroffen sein, heißt es bei ODDO BHF AM.
Der Krieg werde aller Voraussicht nach zu einer beschleunigten Abkopplung der westlichen Märkte von Rohstoff und insbesondere Energielieferungen aus Russland führen. Zusätzlich werde die Steigerung der Produktion von Agrarprodukten wie Weizen oder Mais außerhalb der Region von hoher Bedeutung sein. Bei thematischen Investments solle man differenzieren. Kurzfristige Profiteure seien die Produzenten knapper Rohstoffe und fossiler Energieträger.
„Mittelfristig ist jedoch eine Beschleunigung der Energiewende hin zu erneuerbaren Energien zu erwarten. Hersteller von Komponenten, Betreiber von Solar und Windparks sowie Profiteure von Infrastrukturinvestitionen stehen als Investitionsmöglichkeiten zur Auswahl“, schreibt Wannow. Aufgrund des hohen Wettbewerbs in diesem Sektor nennt er vor allem Anbieter von Ausrüstung und Serviceleistungen wie Minenausrüster und Landmaschinenbauer als mögliche Profiteure. Neben der Rohstoffabhängigkeit von Russland sei auch die äußere Sicherheit ein wichtiges Thema geworden. Die Investmentexperten rechnen daher mit wachsender Nachfrage bei den führenden Anbietern von Hard- und Software, die im Bereich Cybersecurity eingesetzt werden können.