Achterbahn an den Aktienmärkten

PARIS — Die Entwicklung der Aktienmärkte wird weiterhin von politische Themen dominiert, schreibt Olivier de Berranger, Chief Investment Officer bei La Financière de l’Echiquier. Vor allem der Handelsstreit zwischen den USA und China und das Ringen der EU-Mitgliedsstaaten um einen Kompromiss bei der Migrationspolitik beeinflussten die Kurse.

Gegen Ende des Halbjahres sei an den Märkten eine sehr große Nervosität zu erkennen gewesen, so de Berranger. Auch wenn sich das Umfeld kaum verändert habe, hätten einige Ereignisse der vergangenen Woche doch Aufmerksamkeit erregen. Beispielsweise sei der Technologiesektor von dem Einbruch am Montag vor einer Woche so stark betroffen gewesen wie die übrigen Aktiensektoren – wenn nicht sogar stärker. Dies sei neu und durchaus nicht unerheblich. Einerseits würden sich die Anleger allmählich bewusst, dass eine Eskalation des Handelskrieges zwischen den großen Weltmächten auch für diesen Sektor auf Dauer schmerzhaft sein wird. Andererseits zeigten die massiven Abflüsse von den Aktienmärkten, dass manche Anleger allmählich begännen, das Risiko zu verringern und nicht zu verlagern. „Da der Technologiesektor insbesondere in den USA am stärksten angespannt ist, hat eine solche Dynamik der Kapitalströme einen mechanischen Effekt. Der Technologiesektor kann daher auf Dauer kein sicherer Hafen sein.“

Asset Manager hoffen auf Rückkehr zu wirtschaftlichen Fundamentaldaten

Überdies folgten auf wenig gehaltvolle Nachrichten sehr heftige Marktreaktionen. Am vergangenen Mittwoch verzeichneten Aktien nach moderateren Äußerungen von Donald Trump eine deutliche Erholung. Der US-Präsident sagte, er habe eine strengere Überwachung ausländischer „Raubtier“-Investitionen beschlossen, bezog sich jedoch nicht ausdrücklich auf China. Einige Stunden später widersprachen Mitglieder der US-Regierung dieser offensichtlichen Mäßigung. Dies gilt insbesondere für Larry Kudlow, den Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, der bestätigte, dass der US-Präsident mit den Antworten aus China nicht zufrieden sei. In der Folge gaben die Märkte wieder nach.

Erwähnenswert sei zudem der Konflikt zwischen Donald Trump und dem Motorradhersteller Harley-Davidson. Nach der Ankündigung von Zöllen durch die EU teilte der Konzern aus Milwaukee mit, einen Teil seiner Produktion aus den USA auslagern zu wollen. Via Twitter richtete der US-Präsident direkte Drohungen an den Hersteller. Neben diesem Halbstarken-Getue zeichne sich ganz leicht der wachsende Widerstand eines Teils der US-Arbeitgeber ab, denen der Wunsch Donald Trumps nach mehr Protektionismus ein Dorn im Auge ist, meint de Berranger. Dies sollte den US-Präsidenten in seinen Äußerungen besänftigen, zumal in den USA die Zwischenwahlen anstehen, die er ohne Aussicht auf eine Einigung in der Handelspolitik kaum wird gewinnen können.

Diese Woche wartet mit wichtigen makroökonomischen Daten auf (US-Einkaufsmanagerindex, Protokolle der Fed usw.). De Berranger hofft, dass dann die wirtschaftlichen Fundamentaldaten wieder im Fokus stehen.

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