1. Hedgework-Talk: „2021 ist ein regulatorisches Hammer-Jahr“

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Einen spannenden Ausblick auf 2021 gibt Frank Dornseifer, Geschäftsführer des Bundesverband Alternative Investments (BAI) im Gespräch mit Hedgework-Gastgeber Uwe Lill. Es geht um die Ergebnisse der aktuellen Investoren-Umfrage des BAI, um die Einstellung von Investoren zu Crypto-Assets und die Herausforderungen für die Branche durch zahlreiche neue regulatorische Anforderungen.

Nachfolgend finden Sie eine Zusammenfassung des Podcasts:

 

[00:00] Vorstellung Hedgework, BAI, die Themen des heutigen Podcast

Uwe Lill: Herzlich Willkommen zu Hedgework, der Kommunikationsplattform rund um alternative, digitale und nachhaltige Investments.

Mein Name ist Uwe Lill und ich bin seit 2004 der Initiator und Gastgeber der Hedgework Eventreihe. Heute begrüße ich Frank Dornseifer, den Geschäftsführer des Bundesverbandes Alternative Investments - BAI. Mit Ihm spreche ich in den kommenden 20 Minuten unter anderem über die Ergebnisse des jüngsten Investor Surveys des BAI. Der Investor Survey wird seit 2013 jährlich durchgeführt. Im Jahr 2020 haben 77 Investoren mit Assets under Management von über 1300 Milliarden Euro teilgenommen. Das sind 400 Milliarden Euro mehr, als im Jahr zuvor und unterstreicht damit die Akzeptanz und die Bedeutung der Umfrage.

Darüber hinaus steht uns Frank Dornseifer auch Rede und Antwort zu den neuen Crypto Assets und zum regulatorischen Hammer-Jahr 2021. Ja, lieber Frank, vielen Dank, dass du zur Verfügung stehst für den ersten Hedgework Podcast. Du bist Geschäftsführer des Bundesverbandes Alternative Investments. Vielleicht zum Einstieg? Was versteht man denn unter alternativen Investments?

Frank Dornseifer: Eine allgemein gültige Definition, was sind Alternative Investment, gibt es so nicht. Es liegt vielleicht an der Vielzahl von Anlage, Gegenständen, Finanzinstrumenten, Investitionsstrukturen und Märkten, die hier zusammengefasst werden, dass es eben noch keine griffige Definition gibt. Wir im Verband lehnen uns da aber im Einklang mit Branche und Literatur dahingehend fest, dass wir sagen, es handelt sich um Anlagestrategien und Konzepte, die der besseren Diversifizierung und der Optimierung des Rendite Risikoprofil dienen.

Investiert wird dabei zum einen in nicht traditionelle Anlageklassen, also außerhalb von Aktien und Anleihen, oder zum anderen geht es um Investitionen in traditionelle Anlageklassen, dann aber unter Zuhilfenahme von komplexer, nicht traditioneller Strategien.
Zum einen sehen wir bei Alternative Investments eben ein überdurchschnittliches Renditepotenzial, gegebenenfalls den Einsatz von Derivaten oder Leerverkäufen, beispielsweise Strategien im Bereich der Hedgefonds. Wir haben häufig auch eine nicht-Normalverteilung der Renditen.

Wir haben bei verschiedenen AI-Strategien auch komplexere Performance und Risiko Messung. Mittlerweile bei einem sehr beliebten Segment im Private Marktes, beobachtet man natürlich auch eine geringere Liquidität, zum Teil auch eine geringere Transparenz.

[04:33] Bundesverband Alternative Investment Investoren-Survey

Uwe Lill: Der BAI Investor Survey vom Jahr 2020 trägt den Titel „Private Markets werden Mainstream“. So habt ihr die Pressemitteilung benannt, die ihr damals herausgegeben habt. Kannst du uns so eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse geben?

Frank Dornseifer: Nicht ohne Grund lautet die Überschrift des „Private Marktes werden Mainstream“, weil wir eine Entwicklung beobachtet haben, die jetzt aber auch schon über mehrere Jahre anhält, dass die Privat Marktes Strategien, insbesondere also Private Equity, Infrastruktur oder auch Private Debt, eine erhebliche Rolle im Investoren-Portfolio mit stark wachsender Tendenz haben.

Abgesehen davon, dass sich die die öffentlichen Börsen Märkte sehr dynamisch entwickeln und auch über viele Jahre jetzt einen sehr positiven Track Rekord haben, sind es bei den institutionellen Investoren bevorzugt die Privat Marktes Strategien, welche nicht von den öffentlichen Börsen und Handelsplätze getrieben werden, sondern in einem großen Teil über private Transaktionen in diesen Märkten, die dann typischerweise auch über geschlossene Fonds abgewickelt werden. Auch natürlich, um gewisses Asset Liability Matching im Portfolio der Investoren zu bekommen.

[08:06] Gesunkenes Interesse an Hedgefonds

Uwe Lill: Was aus eurem Survey ja auch hervorgeht ist, dass die Lust oder das Interesse an puren Hedgefonds Investments und auch Liquid Alternatives offenbar gesunken ist. Die Zahlen sind relativ niedrig. Hast du da eine Erklärung dafür, dass da das Interesse sinkt?

Frank Dornseifer: Zunächst muss man konstatieren, dass wir natürlich jetzt im ganzen Verlauf unseres Surveys, also zurückgehend auch bis 2013, immer schon beobachtet haben, dass Hedgefonds-Strategien in Deutschland unterrepräsentiert waren. Das ist eine Bestandsaufnahme, an der sich nicht viel geändert hat, was anfangs mit regulatorischen Schwierigkeiten, gerade hier in Deutschland zu begründen war. Stichwort fehlende Transparenz, straffe Besteuerung im Investment Steuerrecht, schwierige Zugangsmöglichkeiten, was bestimmt da sein Anteil getragen hat. Dann gab es viele Hedgefonds, die in offshore Jurisdiktionen angesiedelt waren.

Zum anderen fühlen sich deutsche Investoren durchaus mit Private Equity etc. auf der illiquiden Seite sehr wohl und haben vor dem Hintergrund einfach diesen Schritt hin in einem typischen liquiden Hedgefonds oder Hedgefonds ähnliche Strategien nie gemacht.

[11:58] Krypto Assets

Uwe Lill: Eine letzte Frage zum Survey, was ja auch aufgefallen ist, dass institutionelle Investoren sehr zurückhaltend bei Krypto Assets sind, während Krypto Assets bei den Schlagzeilen in der großen Presse regelmäßig vorkommen. Worauf führt Ihr das zurück? Ist das dauerhaft oder meint ihr, dass es erst mal eine Phase des Beobachtens?

Frank Dornseifer: Letzteres ist aus meiner Sicht der Fall. Mich haben die Ergebnisse nicht verwundert, dass es dort kaum Berührungspunkte bei den institutionellen Anlegern gibt.

Wir müssen uns in Erinnerung rufen: Das sind konservative Anleger, die Pensionsgelder, Versicherungsgelder oder Gelder der beruflichen und privaten Altersvorsorge sicherstellen wollen, sicherstellen müssen und hier natürlich ein strenges Mandat haben. Hier muss der Markt reifen und diese Marktreife wird vor allen Dingen auch dadurch kommen, dass wir jetzt auf nationaler Ebene, aber auch auf europäischer Ebene Gesetzgebungsinitiativen haben, die genau diesen Märkten helfen, diese zu erschließen und investierbar zu machen. Spätestens, wenn dann auch die traditionellen Assets über die Blockchain und auch als Token erwerbbar sind, werden wir diese Verknüpfung der vermeintlich alten Anlagewelt mit der Neuen bekommen. Dann wird sich hier auch glaube ich das Bewusstsein oder die Stellung der institutionellen Investoren etwas ändern.

[14:34] Regulatorik: AIFM Review, Sustainable Finance Initiative, Digital Finance Package

Uwe Lill: Du bist ja beim BAI auch für Recht zuständig. Du hast beim 181 Hedgework das Jahr 2021 als das kommende regulatorischer Hammer Jahr bezeichnet. Was kommt denn alles an großen Dingen auf Produkt Anbieter wie Investoren zu?

Frank Dornseifer: Ja, in diesem Jahr haben wir eine interessante Konstellation dahingehend, dass bei verschiedenen europäischen Fundamentalrechtsakten wie der AIFM Richtlinie für die Manager, aber auch bei Solvency für die Investoren Review-Prozesse anstehen.

Die sind gesetzlich vorgegeben, insofern nicht, wie in der Finanzkrise eine Reaktion auf größere Probleme, die aufgetreten sind, sondern hier steht ein turnusgemäßer Review an, welcher aber eben nicht unerheblich ist. Die Konsultationen, die in allen Bereichen abgeschlossen sind, haben eine Vielzahl von Themen adressiert, wo zumindest eine Überprüfung stattfinden wird. Eben vorgeschaltet auch durch Konsultationen mit der Branche, sodass man sehen muss, wie groß diese Reviews am Ende ausfallen werden. Gerade bei AIFM plädieren wir für einen wirklich behutsamen oder minimal inversiven Review, weil es eine funktionierende Regulierung ist, die man jetzt in einer sensiblen Phase, wo auch der Asset Management Branche immer größere Bedeutung zukommt, auch bei Unternehmensfinanzierung, Finanzierung von Infrastrukturprojekten und beim bei der Finanzierung der Sustainable Finance Initiative. Hier sollte man also sehr überlegt handeln, wenn man diesen Review Prozess steuert.

Neben den Review Prozessen dieser bestehenden Rechtsakte gibt es dann aber auch noch zwei wirklich ganz hoch aufgehängte Initiativen die Sustainable Finance Initiative auf der einen Seite und dann das Digital Finance Package auf der anderen Seite, wo wir eben massive Änderungen schon sehen, wo wir auch mit einer Vielzahl neuer Rechtsakte uns auseinandersetzen müssen, die sowohl für die Asset Management Branche wie für die gesamte Finanzbranche, aber natürlich auch für die Investoren eben zu vielen Veränderungen führen.

[18:06] Schlusswort

Uwe Lill: Ganz herzlichen Dank für dieses erste Gespräch. Aus diesen knapp 20 Minuten ist ja schon hervorgegangen, dass unglaublich viele Detailfragen auf uns zukommen und Bewegungen auf uns zukommen, die wir noch interpretieren müssen und die wir sicherlich auch im kommenden Podcast im Detail dann besprechen, diskutieren und auffangen werden. Für alle Zuhörer natürlich empfohlen die Webseite des BAI und für Hedgework.

Ich würde mich freuen, wenn Sie beim nächsten Podcast von Hedgework dabei sind. Bitte geben Sie uns Feedback.

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