„Wir investieren nicht in Asien oder in den Emerging Markets“

  • Scott Davies
  • Gründer und CIO von CDAM (UK) Limited

FRANKFURT — Kepler Partners aus London veranstaltet am 19. Juni in Frankfurt im Rahmen der Funds Excellence die Konferenz „Liquid Alternatives & Absolute Return“. Scott Davies, Gründer und CIO von CDAM (UK) Limited, erläutert im Interview mit Hedgework, die Leistungen seines Hauses und die Strategie des neu aufgelegten Kepler CDAM Global Opportunities Fund.

Hedgework: Mr. Davies, Sie haben ganz aktuell den Kepler CDAM Global Opportunities Fund aufgelegt. Was ist das Besondere an dem Fonds?
Scott Davies: Die Strategie bietet einen differenzierten Ansatz zur Aktienanlage mit einem speziellen Fokus auf das Kapitalzuteilungsmodell von Unternehmen. Unser Ziel ist es stets etwa 15 bis 20 sorgfältig ausgewählte Aktientitel langfristig zu halten. Hierbei selektieren wir Unternehmen mit überlegenen Fundamentaldaten, bei denen die Ausrichtung des Managements von Unternehmen sich mit unseren Interessen deckt, bezogen auf das Verständnis wie Kapital im Unternehmen verwendet wird. Unsere durchschnittliche Haltedauer beträgt 3,5 Jahre. Unsere längste gehaltene Aktie ist bald neun Jahre im Portfoliobestand. Ich würde auch unsere langjährige Rentenmarkterfahrung als entscheidend für die DNA des Unternehmens hervorheben. Das Verständnis, wo Aktien, bezogen auf die Kapitalstruktur, einzuordnen sind und die Tatsache, dass sie eine Anlageklasse mit langer Duration darstellen, sind zwei Faktoren, die in unseren Aktien-Ansatz integriert wurden.

Hedgework: Der Fonds besteht im Grunde aus zwei bzw. drei Strategien, der Aktien-, der Hedging- und der Optionsstrategie. Können Sie die Aktienstrategie in ihren Grundzügen beschreiben?
Davies: Die Kernstrategie ist unsere Hedged-Equity-Strategie, wo der Großteil der Vermögenswerte angelegt wird. Wir verfolgen einen konzentrierten, antizyklischen Anlageansatz. Mit unserem Aktienauswahlprozess wollen wir ein attraktives IRR für unsere Investoren aufbauen. Im Hinblick auf mögliche Opportunitäten konzentrieren wir uns auf zwei Bereiche: Die Identifizierung von sogenannten Compounders, die hohe ROICs durch anhaltenden Wettbewerbsvorteil gegenüber Wettbewerbern aufrechterhalten können. Diese Positionen haben typischerweise eine lange Haltedauer. Und zweitens Sondersituationen wie zyklische Branchen, Spin-Offs und attraktive Bar-Ausschüttungen mit einer kürzeren Haltedauer.

Hedgework: Sind Sie mit Ihren Aktieninvestments auf bestimmte Regionen festgelegt?
Davies: Wir fokussieren auf Regionen, die uns sehr gut bekannt sind. Das sind die westlichen Volkswirtschaften – insbesondere Nordamerika und Westeuropa einschließlich Großbritannien. Wir investieren nicht in Asien oder in den Emerging Markets.

Hedgework: Wie viele Unternehmen analysieren Sie regelmäßig?
Davies: Angesichts unserer geografischen und Liquiditätspräferenzen besteht unser Universum theoretisch aus ca. 3500 Aktien. In der Praxis und mit Hilfe unserer quantitativen Modelle filtern wir dieses Universum. Ausgeschlossen werden Unternehmen, dessen Charakteristika wir nicht mögen. Zudem identifizieren wir vorteilhafte sowie häufig vorkommende Unternehmens-Charakteristika. Die Kombination aus quantitativer und qualitativer Arbeit des Drei-Personen-Investment-Teams hilft uns, die Liste auf überschaubare rund 300 Namen zu reduzieren, die wir detaillierter untersuchen. Aktuell befinden sich ca. 100 Namen auf der Watchlist.

Hedgework: Und was muss eine Aktie mitbringen, damit Sie sie ins Portfolio aufnehmen?
Davies: Überzeugende Branchenvoraussetzungen und nachvollziehbare Wettbewerbsvorteile können dazu führen, dass wir unsere Analysen in bestimmten Bereichen intensivieren. Entscheidend für CDAM ist die Identifikation von Unternehmenslenkern mit gleich ausgerichteten Interessen, die Verständnis für das Kapitalallokationsmodell demonstriert haben und nachweislich erfolgreich Shareholder Value generieren konnten. Und zu guter Letzt müsste die Aktie günstig bewertet sein, um in das Portfolio aufgenommen zu werden.

Hedgework: Zwischenfrage – wann verkaufen Sie wieder?
Davies: Unabhängig von der Richtung des Aktienkurses – wenn die Anlagethese nicht mehr plausibel ist, werden wir die Position verkaufen. Ein solches Beispiel war der Ausstieg des Fonds aus Tripadvisor Anfang dieses Jahres. Als Investment-Team konzentrieren wir uns nicht auf Ertragsmodelle oder Quartals-Prognosen. Dies führt dazu, dass wir im Vergleich zu vielen unserer Wettbewerber antizyklisch beim Auf- und Ausbau unserer Positionen handeln.

Hedgework: Wie sieht das 2. Bein, die Hedgingstrategie, aus?
Davies: Wir versuchen, das Long-Book durch den opportunistischen Einsatz von börsennotierten Futures und Optionen nach unten abzusichern. Anstatt spezifische Aktien- oder Sektorrisiken abzusichern, versuchen wir, das Risiko auf Portfolioebene zu reduzieren und das Beta im Verlauf des Marktzyklus langsam zu reduzieren. Da es sich bei Aktien um eine Anlageklasse mit langer Duration handelt, möchten wir Anlegern den Zugang zu guten und attraktiven Unternehmen ermöglichen und gleichzeitig bestrebt sein, gegen fallende Märkte zum richtigen Zeitpunkt abzusichern. Je nachdem wo wir uns im Marktzyklus befinden, werden wir uns angemessen absichern wollen. Dies bedeutet, dass am Tiefststand eines Zyklus das Brutto- und Netto-Exposure gleich sein kann. Während wir uns durch einen Markt-Zyklus bewegen, unter ständiger Beobachtung der verschiedenen fundamentalen Daten, Marktindikatoren und makroökonomischen Faktoren, wird das Absicherungsniveau allmählich zunehmen. Es ist ein Prozess, der im Laufe der Zeit langsam abläuft. So dauerte beispielsweise der Anstieg der Absicherung von null auf 25 Prozent Short zwei Jahre.

Hedgework: Nach welchen Parametern variieren Sie die Hedgequote und in welchen Bandbreiten?
Davies: Im Allgemeinen sollte man erwarten, dass das Netto-Exposure des Fonds im Höchststand fast 100 Prozent betragen kann und im Tiefststand etwa 45 Prozent. Aufgrund unserer Erfahrung glauben wir, dass bei einem Netto-Exposure von 45 Prozent das Aktien-Portfolio zusammen mit der Absicherung sich vorteilhafter darstellt als man vielleicht annehmen würde.  Aus diesem Grund möchten wir das Netto-Exposure nicht weiter reduzieren, da unser Ziel letztlich darin besteht, die Auswirkungen des Markt-Beta zu beseitigen und nicht auf die Marktrichtung zu spekulieren.

Hedgework: Kommen wir zur 3. Renditequelle, der Optionsstrategie – was steckt dahinter?
Davies: Wir sind Käufer von langlaufenden, Out-of -the-money-Puts bekannter Indizes wie beispielsweise S&P 500, NASDAQ oder Russell 2000. Diese müssen gut zum Aktien-Portfolio passen und entsprechende Korrelationen aufweisen. Wir kaufen Puts mit 9 bis 12 Monaten Restlaufzeit, die ca. 5 bis 7 Prozent aus dem Geld sind.


Hedgework: Wie lange fahren Sie die kombinierte CDAM-Strategie schon und mit welchem Erfolg?
Davies: Die Hedged-Equity-Strategie blickt auf eine zwölfjährige Erfolgsbilanz zurück, nachdem sie im April 2006 aufgelegt wurde. Die Strategie wurde anfangs bei Manulife in Toronto, Kanada, entwickelt, wo ich Anfang der 2000er-Jahre als Senior Portfolio Manager tätig war. Was als ein Experiment begann und dem Vertrauensvorschuss für Manulife zu verdanken ist, erwies sich als sehr erfolgreich. Mir wurde verdeutlicht, dass dieser Ansatz funktioniert und zudem sehr skalierbar ist.

Hedgework: Welchen Beitrag haben die einzelnen Strategien dazu geleistet?
Davies: Im Off-Shore-Fonds, dem CDAM Global Opportunities Fund, konnte seit Auflage eine kumulierte Nettorendite von 112 Prozent erzielt werden, wobei rund 80 Prozent der Bruttorendite aus Aktienanlagen und 20 Prozent aus der Absicherung stammen.

Hedgework: Ab sofort gibt es die CDAM-Strategie nun in einem Fonds. Für welche Anleger ist er gedacht?
Davies: Wir suchen nach gleichgesinnten Partnern, die unsere Ansichten über die Vorteile von konzentrierten, langfristigen Anlagen teilen. In der Praxis wird uns das OGAW-Angebot helfen, eine breitere Basis von Investoren in Europa zu erreichen. Die Zusammensetzung unserer bestehenden Investorenbasis sind Family Offices, Vermögensverwalter und große Institutionen inkl. öffentliche Pensionskassen und Staatsfonds. Aktuell fragen insbesondere US-Investoren diese Strategie nach. Da wir in London beheimatet sind, freuen wir uns natürlich außerordentlich, nun eine europäische Fondsstruktur für diese Strategie anbieten zu können. 
 
Hedgework: Zum Schluss noch zu CDAM: Wofür steht der Name und welche Services bieten Sie?
Davies: Chamberlain Davies Asset Management. Adam Chamberlain, unser CEO, und ich gründeten das Unternehmen. Zuvor hatten wir gemeinsam bei JP Morgan als Rentenhändler gearbeitet.

Hedgework: Wie lange gibt es Ihr Haus schon und wie viele Assets betreuen Sie?
Davies: Das Unternehmen wurde Ende 2005 von Adam Chamberlain, dem CEO, und mir gegründet. CDAM ist im Laufe der Zeit kontinuierlich auf sieben Vollzeitmitarbeiter angewachsen, sodass wir weiterhin ein flexibles und schlagfertiges Team geblieben sind. Wir verzeichneten zudem eine gute Dynamik bei der Zunahme der verantworteten Anlagevolumina. Erst kürzlich sind die Assets Under Management auf über 900 Millionen USD angestiegen, wobei institutionelle Anleger die größte Anlegergruppe darstellen.

Das Interview führte Ronny Kohl

Vita:
Scott Davies gründete CDAM im April 2006 mit seinem ehemaligen Kollegen Adam Chamberlain. Vor seiner Ernennung zum Investment Manager war Scott vier Jahre lang als Senior Portfolio Manager für die Eigeninvestments bei Manulife Financial tätig. Zuvor war er von April 1999 bis November 2001 Vice President Proprietary Trading bei TD Securities Inc. Von 1991 bis 1999 war er vor allem in Toronto und London im Bereich Fixed Income bei J. P. Morgan tätig.
Scott erwarb 1994 den Chartered Financial Analyst (CFA). Er ist am CFA Institute registriert und Mitglied der London Society of Financial Analysts. Er absolvierte das Trinity College an der Universität von Toronto mit einem Bachelor of Commerce in Finance and Economics.

CDAM (UK) Limited Ist ein im Jahr 2006 gegründeter unabhängiger Asset Manager mit Basis in London.

Die im vorliegenden Dokument zum Ausdruck gebrachten Einschätzungen sind nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf einer Kapitalanlage oder eines Finanzinstrumentes zu verstehen. Die hierin enthaltenen Angaben beruhen auf Fakten und stellen weder eine Anlageberatung noch eine persönliche Empfehlung dar. Sie sollten nicht als Grundlage für eine Anlageentscheidung dienen. Der Verweis auf bestimmte Wertpapiere sollte nicht als Empfehlung zum Kauf oder Verkauf dieser Wertpapiere interpretiert werden. Bitte beachten Sie, dass die in der Vergangenheit erzielte Wertentwicklung kein zuverlässiger Indikator für künftige Ergebnisse ist. Der Wert von Kapitalanlagen und die damit erzielten Erträge können sowohl steigen als auch fallen. Unter Umständen erhalten Sie den ursprünglich investierten Betrag nicht in vollem Umfang zurück. Der Wert ausländischer Kapitalanlagen hängt vom jeweiligen Wechselkurs ab.

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